Abergläubisch darf man nicht sein, wenn man das Moselstädtchen Zell besucht. Fast ständig begegnet man einer schwarzen Katze. Mal als Poster, mal als Skulptur, mal als Denkmal, mal als … Sie könnte schon fast das Wappentier der Stadt sein.
Tatsächlich hat die schwarze Katze den Zellern wirklich nur Glück gebracht. Und das kam so: Drei hochangesehene Weinhändler aus Aachen probierten, so um 1863 herum, bei einem braven Winzer in Zell verschiedene edle Tropfen. Nach einem kleinen Imbiss wollte man die Probe mit einem letzten Gläschen abschließen. Alleine eine schwarze Katze saß auf einem der letztlich zur Auswahl stehenden drei Fässer. Böse fauchend machte sie einen Buckel und ließ niemanden an den Spund. Die Weinhändler schauten sich an und entschieden sich einmütig für genau dieses Fass. Der Wein war dann auch so hervorragend, dass Sie ihn „Schwarze Katz“ tauften und fortan in Zell alle Weine aus dieser besonderen Weinberglage erwarben.
Zell hat aber eine noch viel aufregendere Vergangenheit: Als Raststation mit kleinem Hafen ca. 70 n. Chr. von den Römern gegründet, gehörte die Stadt später zum fränkischen Reich, dann zum Trierischen Kurstaat, ab 1794 zu Frankreich und 20 Jahre später zu Preußen. Die bewegte Zeit danach überspringen wir.
Schon unsere Anreise über die B 49 entlang der Mosel war ein touristisches Erlebnis. Keine Flussbiegung, hinter der nicht malerische Orte und Weinberge sichtbar wurden. Und dann, an der engsten Moselschleife, dem Zeller Hamm, erreichten wir Zell. Mit über 4 Millionen Weinstöcken auf 331 Hektar eine der größten Weinbaugemeinden Deutschlands. Beeindruckt schlenderten meine Frau und ich durch kleine gepflegte Gassen, entlang liebevoll und aufwändig restaurierter Häuserzeilen, vorbei am spätgotischen Kurfürstlichen Schloss (heute ein Hotel, welches Trauungen im Gewölbekeller anbietet), bis zum malerischen, historischen Stadtkern. Über die gemütliche Fußgängerzone erreichten wir den Marktplatz mit dem bemerkenswerten „Zeller Schwarze Katz-Brunnen“. Auch einen Blick in die Barockkirche St. Peter aus dem Jahre 1793 sollte man werfen. Besondere Aufmerksamkeit gilt in dem im klassizistischen Stil erbauten Gotteshaus der hl. Muttergottes sowie einem Reliquienschrein mit einem Fußknochen des hl. Petrus.
Von den vielen touristischen Möglichkeiten in Zell, wie z. B. Besuche von Weinkellern, Schifffahrten oder Wanderungen, entschieden wir uns für den knapp 8 km langen Collis Rundwanderweg. Vom Collis-Turm hoch über den Weinbergen hat man einen wirklich atemberaubenden Blick auf Zell und das Moseltal. Hier sei aber der Hinweis gestattet, dass der Anstieg, vorbei am Pulverturm, mit 210 Höhenmetern recht schweißtreibend ist.
Mit einem Bummel über die gepflegte Moselpromenade und der Einkehr in einem der vielen gastlichen Restaurants beendeten wir unseren Ausflug. Ein Glas Riesling in der Hand, schauten wir verträumt auf die Mosel und konnten Goethe nur beipflichten: „Das Leben ist viel zu kurz um schlechten Wein zu trinken“.
Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.