Kreuzfahrt von Dubrovnik nach Piräus

„Drum oh Mensch sei weise, pack die Koffer und verreise,“ wusste schon Wilhelm Busch. Dem so einfachen, wie wirksamen Slogan folgten wir gerne. Uns hatte nämlich das Fernweh gepackt. Meine Frau, stets bemüht, ihrem Gatten eine Freude zu machen (!), schlug eine Kreuzfahrt vor. Mir altem Seebären mit der Liebe zur christlichen Seefahrt, kam das sehr entgegen und ihrem Wunsch auf eine genüssliche Tour, ohnehin. Und so buchten wir eine Seereise von Dubrovnik nach Piräus.

Die Reederei nannte die Reise „Unbeschreibliche Schönheit“. Und so war es dann auch. Es wurde eine wunderbare Kreuzfahrt mit vielen neuen und interessanten Eindrücken. Klar, es fehlte ja auch an nichts. Und Zeit hatten wir plötzlich ohne Ende. Wir starteten jeden Morgen mit einem reichhaltigen Frühstück auf dem Sonnendeck. Vielleicht ging man später nochmals zum Buffet oder man bestellte eine weitere Tasse Cappuccino und ja, man trank evtl. ein Gläschen Sekt und, fast zwangsläufig, checkte man interessante Mitreisende. Auf einem Kreuzfahrtschiff ist das so. Völlig unschuldige Passagiere wurden klassifiziert: Sehr sympathisch, sympathisch, geht so, unsympathisch, sehr unsympathisch, arrogant. Manche hatten die Ähnlichkeit uns bekannter Personen – und behielten deren Namen bis zum Ende der Reise.

Unser Schiff war recht klein und konnte deshalb in den meisten Häfen an der Kaimauer anlegen. Seltener lagen wir auf Reede und nutzten den Tenderverkehr. Und so lernten wir ausgesucht schöne Hafenstädte in Kroatien, Montenegro und Griechenland kennen. Wir schlenderten etwa durch Hvar, Split, Kotor oder Nauplia. Jedes Mal ein neues Abenteuer. Mein Fotoapparat war im Dauereinsatz. Und auch meine Frau schlug sich tapfer. Sie trug (gerne?) das Stativ – man weiß ja nie. Charmant waren die Küstenorte alle mit ihrer altehrwürdigen Vergangenheit. Die einen urwüchsiger, die anderen eleganter. Oft ging es hinauf auf historische Burgen mit ihrer reichen Geschichte. Meist wurden wir dann mit einem spektakulären Ausblick belohnt. Auch stiegen wir auf gut erhaltene Stadtmauern, die uns dramatische Kämpfe und Belagerungen erahnen ließen. Dazu kreischende Möwen, so, als hätten auch sie viel zu erzählen, nur eben lauter. In den Häfen schaukelten, Bordwand an Bordwand, kleine Fischerboote, auf denen sonnengebräunte Fischer ihre Netze pflegten. Ein Blickfang waren auch immer wieder die Kirchen. Mal standen sie hoch über dem Ort, mal mitten drin. Von außen sehr gepflegt und von innen reich verziert, sind sie meist Mittelpunkt des täglichen Lebens. Gerne bummelten wir durch kleine Pinienhaine und genossen den harzigen Duft der Bäume, umhüllt vom ständigen Sirren der Zikaden. Oder wir spazierten durch enge, malerische Gassen, in denen man den köstlichen Geruch der heimischen Küche nicht mehr aus der Nase bekam. Auch über wunderschöne Uferpromenaden und Boulevards flanierten wir. Und ständig begleitete uns ein leichtes, mediterranes Lebensgefühl. Auf dieser Reise erlebten wir unglaublich viele eindrucksvolle und unvergessliche Bilder und Momente.

So verging die Zeit wie im Fluge. Ein kleiner Snack zu Mittag, eine Waffel am Pool, Pianomusik bei Kaffee und Kuchen und ein Abendessen der besonderen Klasse. Nur ungeheurer Disziplin war es zu verdanken, dass das Schiff wegen uns keine Schlagseite bekam. Zwischendurch ein Nickerchen auf der Liege am Pool – der Tag will gut organisiert sein!

Gerne spazierten wir nach dem Abendessen noch einmal über die Decks. Den salzigen Wind in den Haaren, erlebten wir staunend, wie die Sonne im türkisfarbenen, glitzernden Meer versank. Zu später Stunde, auch mal mit einem Glas Wein in der Hand, betrachteten wir immer wieder fasziniert den atemberaubend schönen Lichterhimmel. Es schien, als funkelten die Sterne für uns besonders hell. Wir träumten.
Farewell du schönes Schiff!

Foto und Text: Michael Usadel

Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.

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