Graf Siegfried von Luxemburg, im ausgehenden 10. Jahrhundert Gründer der Saarburg, war auf der Jagd im Tal der Alzet, als er von einer Burgruine herab den wundervollen, glockenklaren Klang einer weiblichen Stimme vernahm. Und als er dieses Mädchen erblickte, war er von ihrem Liebreiz so verzaubert, dass er spontan um ihre Hand anhielt. Melusina, so hieß die Schöne, stimmte erfreut zu unter der Bedingung, dass er an den Samstagen, ihrem Badetag, unter keinen Umständen nach ihr sehen dürfe. Fortan führten sie eine glückliche Ehe, in deren Verlauf Melusina ihrem Grafen sieben Kinder schenkte. Und doch, eines Tages brach er neugierig (Männer!) sein Gelübde, spähte durch den Türspalt ins Bad und erschrak furchtbar beim Anblick seiner Frau, die sich in eine Nixe verwandelt hatte. Im selben Augenblick versank Melusina weinend in der Tiefe und blieb für immer verloren …
Wir hatten unser Auto problemlos in der Nähe des Ruderclubs am rechten Saarufer geparkt. Der Panoramablick von dort aus auf dieses wunderschöne kleine Städtchen in Hanglage ist unbezahlbar. Vorneweg die Saar mit ihren Schiffen, gegenüberliegend der Staden (bebaute Uferstraße), die Burgruine sowie die ev. und die kath. Kirche inmitten schmucker, bunter Schifferhäuser. Gemütlich querten wir die Saar über die „Alte Brücke“ und spazierten in der Unterstadt den Staden entlang bis zum Glockengießereimuseum. Über 230 Jahre vertrieb die Gießerei ihre Glocken weltweit. Auf ihrer Fassade lasen wir fast ehrfürchtig: „Was in des Dammes tiefer Grube, die Hand mit Feuers Hilfe baut, hoch auf des Turmes Glockenstube, da wird es von uns zeugen laut“. Mit dem Lied von der Glocke adelte bereits Schiller dieses edle Handwerk. Zum spektakulären Wasserfall gelangten wir dann durch die romantische Altstadt mit ihrem mittelalterlichen Flair und den noch heute erkennbaren Zunfthäusern. Geschickt hatte man im 13. Jh. den Leukbach – aus Feuerschutzgründen – mitten durch Saarburg umgeleitet und fast 20 Meter in die Tiefe stürzen lassen. Später waren zwei Mühlen (heute hochinteressante Museen) Nutznießer dieser Wasserkraft. Wie ein blaues Band durchzieht die Saar das charmante Städtchen inmitten einer wunderschönen Weinregion mit den besten Riesling-Weinen der Welt. Davon konnten wir uns in der Oberstadt in einem der vielen Gartenrestaurants auch selbst trefflich überzeugen. Hier umgab uns eine unvergessliche Atmosphäre: Der Buttermarkt, der Pferdemarkt, Klein Venedig mit den Bachbrücken, das barocke Rathaus, alles bezaubernde Eindrücke, die man so schnell nicht vergisst. Gestärkt machten wir uns an den Aufstieg zur Burgruine. Sie wissen schon: Erbauer vor mehr als 1.000 Jahren war der vorwitzige Graf Siegfried von Luxemburg. Diese Festung war wohl eine der prächtigsten und größten Höhenburgen im Westen Deutschlands mit einer höchst wechselvollen Geschichte. Von der Burg aus hatte man die Schifffahrt wegen der Zölle im Blick. Das Bollwerk war Amtssitz des Trierer Erzbischofs, diente der Sicherung des Umlandes von Trier und hatte wegen seiner Bedeutung manche Zerstörung zu überstehen. Wir schafften die 100 Turmstufen bis zum Aussichtsplateau ein wenig atemlos, hatten dann aber, quasi als Belohnung, einen wunderbaren Panoramablick auf Saarburg und ins idyllische Saartal mit seinen Wein- und Waldhängen.
Voller bemerkenswerter Impressionen schlenderten wir zurück zu unserem Parkplatz und besuchen seitdem dieses pittoreske, südländisch angehauchte, Städtchen regelmäßig.
Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.