Saint Paul de Vence

Im Hinterland der Cote d´Azur, nur gut eine halbe Stunde von Nizza entfernt, liegt auf einer schon von Weitem sichtbaren Anhöhe Saint Paul de Vence, einer der meistbesuchten mittelalterlichen Orte Frankreichs. Dieses kleine, pittoreske Städtchen, umgeben von einer gewaltigen, bestens erhaltenen Befestigungsmauer aus dem 16. Jahrhundert war schon früh Geheimtipp für Maler, Bildhauer und Schauspieler.

Unsere Sightseeing-Tour begannen meine Frau und ich auf dem Place De Gaulle. Bei der Bevölkerung sehr beliebt wegen seiner Cafés und dem Bouleplatz, auf dem schon Yves Montand und Lino Ventura regelmäßig ihr sportliches Glück versuchten. Wenig später erfasste uns eine kaum zu beschreibende Atmosphäre. Schmale, gepflasterte Gassen bahnen sich ihren Weg durch verwinkelte, zum Teil auch verschachtelte, hellbeige Steinhäuser aus dem Mittelalter. Die, Mauer an Mauer gebauten, meist zweistöckigen Gebäude sind liebevoll geschmückt und dekoriert mit üppigen Blumenkästen und Pflanzkübeln, farbig gestrichenen Türen und Fensterläden und oftmals völlig mit Efeu überwucherten Fassaden. Und alles wird immer wieder unterbrochen von winzigen Läden und reizenden Boutiquen, schmucken kleinen Hotels, gemütlichen Restaurants und Cafés. Bezaubernde Ateliers und Galerien machten uns neugierig auf hinreißende, außergewöhnliche Skulpturen und wunderschöne Gemälde in allen Größen und Preisklassen. Wir waren beeindruckt von dieser prächtigen Kulisse, in der die Kunst bis heute eine Hauptrolle spielt. Berühmte Maler wie Chagall, Picasso, Soutine oder Matisse schufen hier bedeutende Werke. Unser Bummel führte uns die Rue Grande entlang. Der großartige Name für das kleine Sträßchen vielleicht deswegen, weil es sich mitten durch den Ort schlängelt und wohl die meisten Ladenlokale, Hotels und Sehenswürdigkeiten in einem besonderen Flair auf sich vereint. So ist ein historisches Highlight die Grande Fontaine, ein unübersehbarer Brunnen in Urnenform mit angrenzendem gut erhaltenem Waschhaus. Ein großartiges Motiv, welches sich in vielen meisterhaften Ansichten wiederfindet. Die Rue Grande endet an der Stadtmauer, von deren Krone wir einen überwältigenden Blick über die kleinen Dörfer in den sanften Hügeln bis hin zur Cote d´Azur hatten. Kein Wunder, dass Schauspieler wie Curd Jürgens hier ihren Lebensabend verbrachten und etwa Christo, Sophia Loren, Miro oder Cézanne häufig in der Stadt weilten. Übrigens gibt es erstaunlich viele Kirchen und Kapellen im Ort, die immer wieder zu einer kleinen Atempause einladen.

Ausklingen ließen wir den Tag mit einem Abendessen in der Auberge Colombe d ´Or. Das bekannte Restaurant und Hotel am Eingang von Saint Paul de Vence ist für seine außergewöhnlich Küche an der Cote d´Azur sehr geschätzt. Bei einem guten Glas Wein und einem hervorragenden Essen wähnten wir uns auch dann in bester Gesellschaft etwa von Chagall, Picasso oder Matisse, die hier häufig zu Gast waren und auch schon einmal mit Skizzen, Skulpturen und Gemälden ihre Zeche beglichen…

Foto und Text: Michael Usadel

Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.

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