Kasselburg, Adler- und Wolfspark

Seit mehr als 700 Jahren wird das Landschaftsbild von der stolzen Kasselburg beherrscht. Und nichts erinnert mehr an Wodan, den germanischen Göttervater, der einst einem Förster, der auf der Burg lebte, Schlimmes voraussagte, wenn er die tief in den Wäldern lebenden Wölfe weiterhin jagen würde. Der Förster hörte nicht auf die Warnungen und erlegte mit seiner Armbrust kurz darauf einen stattlichen Wolf. Wodan bestrafte ihn furchtbar. Er nahm dem Förster den Sohn, die Gesundheit und sein zu Hause…  

Die Kasselburg liegt an der Deutschen Wildstraße und gilt als eine der schönsten Stauferburg-Ruinen. Die oberhalb von Pelm und über dem Kylltal im romanischen bis spätgotischen Stil erbaute, und in wesentlichen Teilen gut erhaltene Ruine, wird überragt von einem weithin sichtbaren 37 Meter hohen, begehbaren, in seiner Art sehr seltenen, Doppelturm.

Ein Kuriosum: Genau 1.000 Taler (!) spendete die Rheinische Eisenbahngesellschaft 1870/71, um eben diesen weit sichtbaren Doppelturm zu renovieren und damit ihren Fahrgästen der Linie Köln – Trier optisch etwas Besonderes bieten zu können. Klingt fast wie in einer Sage – um im Thema zu bleiben.

Die in der Zeit um 1200 errichtete und im Jahre 1291 erstmals als Castilburg urkundlich erwähnte Burg erlebte eine wechselvolle Geschichte mit entsprechend häufig veränderten Besitzverhältnissen. Fehden und Erbstreitigkeiten waren an der Tagesordnung. Mittlerweile ist ihr Eigentümer die „Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz“.

Die spätmittelalterliche Burg, ein Zeugnis Deutscher Kulturgeschichte, hat seit 1971 eine neue, wunderbare Bestimmung erhalten. In ihr und drumherum ist ein beeindruckender, großzügig angelegter, Adler- und Wolfspark entstanden. Es war für mich ein spannendes und bisher einzigartiges Erlebnis, die Wölfe bei einer Fütterung so hautnah beobachten und fotografieren zu können. Kaum anders erging es mir bei der anschließenden Flugshow der Greifvögel. Majestätisch zogen sie ihre Kreise und segelten gekonnt zu ihren Falknern. Bis auf einen: Ein offensichtlich zu Höherem berufener, sehr selbstbewusster Geier verweigerte an diesem Tag den Flugbetrieb, spazierte würdevoll und gemessenen Schrittes zum Burgtor hinaus und huldigte dem amüsierten (Zuschauer) – Volke.   

Mit Flugshows, Wolfsfütterungen, Falknertagen, Abenteuerspielplatz, Streichelzoo und Parkgastronomie, um nur einiges zu nennen, ist der Besuch der Kasselburg ein ganzjährig planbares Erlebnis für die komplette Familie. Kleine und große Burgfräuleins, sowie heldenhafte und ruhmreiche Ritter kommen garantiert auf ihre Kosten.

Foto und Text: Michael Usadel

Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.

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