
Dass ich die Eifel liebe, ist fast schon selbstverständlich. Meine kleinen Reiseberichte erzählen davon. Wandere ich aber durch meine engere Heimat, inmitten der Eifeler Seenplatte, komme ich ins Schwärmen. Diese Seenplatte besteht aus dem Urftsee, der ältesten der drei Talsperren, dem Obersee als Staubecken zum Rursee und dem Rursee als zweitgrößten Talsperre Deutschlands.
In der Nordeifel regnete es häufig. Jedenfalls deutlich öfter und ergiebiger als im übrigen Eifelgebiet. Nicht beherrschbares Hochwasser, etwa im Rurtal, war die unangenehme Folge. Da zum Glück die geologischen Bedingungen stimmten, begann man im Jahre 1900 mit dem Bau einer Staumauer im Urfttal zwischen Gemünd und Einruhr. Keine Kleinigkeit. Mit einer Länge von 226 m und einer Höhe von 58 m wurde sie zum größten Bauwerk in Europa. Und mit einer Ausdehnung von 12 km und einem Stauvolumen von 45 Mio. Kubikmetern wurde der Urftsee dann auch obendrein zum damals größten Stausee Europas. Übrigens war und ist der einzige reguläre Ablauf ein 2,7 km langer Stollen durch den Gebirgszug „Kermeter“ und dient noch heute in Heimbach/Eifel in einem bestens erhaltenen, sehenswerten Jugendstilkraftwerk der Stromerzeugung. Auf diese Idee musste man erstmal kommen. Geniale Ingenieurskunst! Damals war das dann auch Grund genug für Kaiser Wilhelm II., sich dieses Projekt vor Ort einmal genauer anzuschauen. Schnell wurde es ein wichtiges Vorzeigeprojekt, welches im zukünftigen Staudammbau in ganz Europa große Beachtung fand. Der Fremdenverkehr nahm alsbald richtig Fahrt auf. Hotels wurden gebaut und Schiffe fuhren die Gäste über den See. Man flanierte durch parkähnliche Anlagen und genoss die heile Welt. Bis der zweite Weltkrieg dem Ganzen ein jähes Ende bereitete. Das belgische Militär des auf dem Bergrücken Erpenscheid gelegenen Truppenübungsplatzes Vogelsang nutzte den darunter liegenden See nach dem Krieg ausschließlich für militärische Zwecke und sperrte die Bevölkerung weiträumig aus. Seit dem Jahre 2005 ist der Urftsee nun aber wieder, eigebunden in den Nationalpark Eifel, zu Fuß oder per Rad, frei zugänglich. Auch erreicht man die Staumauer, an der ein beliebtes Ausflugslokal zur Rast einlädt, mit dem Schiff über den Obersee oder mit dem Bus ab Gemünd. Für meine Frau und mich gehört dieser wunderschöne See, umgeben von den bewaldeten Eifeler Höhenzügen und der fast unberührten Natur, zu einem der beliebtesten Wanderziele unserer Heimat.
Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.