Eifeler Seenplatte/Rurtalsperre Schwammenauel

Dass ich die Eifel liebe, ist fast schon selbstverständlich. Meine kleinen Reiseberichte erzählen davon. Wandere ich aber durch meine engere Heimat, inmitten der Eifeler Seenplatte, komme ich ins Schwärmen. Diese Seenplatte besteht aus dem Urftsee, der ältesten der drei Talsperren, dem Obersee als Staubecken zum Rursee und dem Rursee als zweitgrößten Talsperre Deutschlands.

Frisch verheiratet, bezogen wir vor mehr als 50 Jahren unsere erste gemeinsame Wohnung in Heimbach-Hasenfeld. Bis zur Deichkrone des Rursees waren es von dort aus nur rd. 15 Gehminuten.  In unserer Nachbarschaft wohnte die damalige Eignerfamilie von der Rursee-Schifffahrt sowie einige ihrer Mitarbeiter. So erfuhren wir Neuigkeiten und Besonderheiten vom See aus erster Hand. Wir trafen Freunde am Wasser, gingen schwimmen und freuten uns an den Sonnenuntergängen. Schon bald hatten wir ein Faltboot und lernten den See auf eine völlig neue Art kennen.  So entwickelte sich eine enge Beziehung und Vertrautheit zum zweitgrößten Stausee Deutschlands mit seiner durchaus bemerkenswerten Geschichte. Die begann 1938, als nach fünfjähriger Bauzeit – die NS-Propaganda sprach ständig in großer Aufmachung von einem „technischen Wunder von Weltbedeutung“ – die Nazis die Rurtalsperre in üblicher, überschwänglicher Selbstherrlichkeit eingeweiht hatten. Zu damaliger Zeit diente der Stausee vorrangig der Regulierung der Wasserstände in der Rur, der Stromerzeugung und der gleichmäßigen Versorgung der Industrie im Dürener und Jülicher Raum mit dem notwendigen Wasser. Den Namen „Schwammenauel“ hatte man übrigens übernommen von einem der Gutshöfe, die damals geflutet werden mussten. Nur wenige Monate vor dem Ende des 2. Weltkrieges, im Februar 1945, sprengten Wehrmachtssoldaten den Grundablass der Staumauer und hinderten mit dem einsetzenden Hochwasser im Rurtal bei Düren und Jülich die Alliierten mehr als 14 Tage an der Überquerung der Rur. Schon bald nach dem Krieg erkannte man das Erfordernis, das Stauvolumen des Sees auf das Doppelte zu erhöhen. Die Eifeler Seenplatte würde dadurch in der Lage sein, rd. eine Million Menschen mit Trinkwasser zu versorgen. Und so konnte nach wiederum fünf Jahren Bauzeit im Jahre 1959 die Fertigstellung des aufgestockten Staudammes gefeiert werden. Seitdem hat der Damm eine Kronenlänge von 480 Metern, eine spektakuläre Höhe von 70 Metern und staut ohne den Obersee, bei einer Länge von 10 km, ein Wasservolumen von kaum vorstellbaren, gigantischen 181 Mio. m³. Dieser wunderschöne See, häufig auch Amazonas der Eifel genannt, wird weit über die Bergrücken hinaus umsäumt von dichten, grünschattierten Mischwäldern, durchzogen von ausgedehnten Wander- und Fahrradwegen. Wassersport, Strandbäder, Radfahren und Wandern: Der Tourismus ist am Stausee inmitten des heutigen Nationalparks Eifel herzlich willkommen. Eine Wanderung rund um den See haben meine Frau und ich übrigens auch schon einmal gemacht. Das waren, bedingt durch die vielen malerischen Buchten, dann doch beachtliche 25 km. Das zog sich! Wer es aber gemütlicher will, der nutzt eines der beliebten Fahrgastschiffe der Rursee-Schifffahrt, um diesen wunderbaren See zu erkunden. Die Weiße Flotte verkehrt nach Fahrplan, nimmt ihre Gäste (auch mit Fahrrädern) an verschiedenen Anlagestellen auf und eröffnet zusätzlich die Möglichkeit, in Rurberg auf den idyllischen, stillen und ebenso interessanten Obersee zu wechseln. Auch nach so vielen Jahren zieht es meine Frau und mich noch immer regelmäßig auf die Staumauer der Rurtalsperre Schwammenauel. Hier beobachten wir versonnen, mit einem liebevollen Blick auf diesen wunderbaren See, gerne den romantischen Sonnenuntergang.

Foto und Text: Michael Usadel

Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.

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