Beilstein

Die Zeiten waren unruhig im Europa des 17. Jahrhunderts. Feindliche Heere zogen während des dreißigjährigen Krieges mordend und brandschatzend durchs Land. So auch Spanische Truppen, die im Jahre 1620 vor den Toren Beilsteins standen und Einlass verlangten. Kampflos überließen die Beilsteiner den Eroberern die Stadt und, einem Wunder gleich, blieben sie verschont von Leid und Zerstörung. 16 Jahre lebten sie mit ihren Besatzern in Frieden und Eintracht, bis diese durch König Gustav Adolph von Schweden vertrieben wurden. Seit dieser Zeit sind die Beilsteiner unerschütterlich davon überzeugt, dass eine von den Spanischen Soldaten als Schutzheilige mitgeführte Skulptur, die „Schwarze Madonna“, die Dinge zum Guten fügte. Und als die Spanier sie bei ihrer eiligen Flucht zurückließen, bekam sie einen Ehrenplatz und wird von den Beilsteinern bis heute liebevoll verehrt.

Gerade einmal gemütliche anderthalb Stunden brauchten wir durch die Eifel bis Beilstein. Bewusst fuhren wir ab Cochem stromaufwärts der Mosel bis zur kleinen Autofähre St. Josef in Ellenz. Schon der Blick vom Fähranleger aus über den Fluss auf den Ort Beilstein, zu Recht auch „Dornröschen der Mosel“ genannt, war die Anreise wert. Wir ließen unser Auto stehen und genossen das Panorama. Direkt vor uns die nostalgische Hochseil-Fähre (Baujahr 1949) im grünen Ufergebüsch, umgeben von neugierigen Schwänen und Enten, und auf der anderen Seite der Mosel ein winziges Städtchen über dem zur Rechten eine Burgruine wie aus dem Märchen thront. Und alles umgeben von steilen Weinberghängen. Moselromantik pur!

Nach gut 5 Minuten Fährfahrt betraten wir, schon fast etwas ehrfürchtig, über die Bachstraße den historischen Ortskern. Auf dem kleinen mit zahlreichen Weinreben verzierten Marktplatz waren wir umgeben von lauter winzigen Straßencafés, unterbrochen von schmucken Torbögen, Winkeln und kleinen gepflegten Gassen. Alles prächtig eingerahmt von aneinander geschmiegten, bildhübschen Fachwerkhäusern, aufwändig restauriert und üppig mit Blumen geschmückt. Langsam schlenderten wir die Schlossstraße hinauf Richtung Burgruine Metternich. Diese Reichsfeste stammt aus dem 13. Jh. und fiel den kriegerischen Feindseligkeiten des französischen Königs Ludwig dem XIV. zum Opfer. Ein Glas Riesling auf der gut besuchten Burgterrasse und ein grandioser Blick auf Beilstein und das sonnenverwöhnte Moseltal machten uns den ca. 15-minütigen Aufstieg vergessen. Zurück über die Klosterstraße bummelten wir zum Karmelitenkloster. Das stattliche Kloster, im 17. Jh. errichtet, wurde inzwischen mangels Ordensnachwuchses aufgelöst. Mittlerweile befindet sich in diesem Anwesen u. a. ein beliebtes Restaurant mit einer gemütlichen Terrasse. Bevor wir uns im Schatten uralter Bäume verwöhnen ließen, besichtigten wir noch die angrenzende Klosterkirche St. Josef. In dieser wunderschönen barocken Hallenkirche aus dem 18. Jh., beglückt mit einer Balthasar König-Orgel, stand sie nun. Die Schwarze Madonna, Königin des Friedens. Und zugegeben: Sie zog auch uns, wie vorher schon viele andere Besucher, in ihren heiligen Bann. Zur Bachstraße hinunter nutzten wir dann die viel gerühmte Klostertreppe. Ein Hauch von Ufa umwehte uns. Hier auf der Treppe (!) und im ganzen Ort drehte man mit Heinz Rühmann, Willy Millowitsch, Gustav Knuth, Curd Jürgens oder Maria Schell, um nur einige zu nennen.

Unser Besuch in Beilstein ging zu Ende. Meine Frau und ich standen wieder auf der Fähre, jetzt im warmen Licht der Abendsonne, und warfen voller wunderbarer Eindrücke einen letzten Blick auf dieses kleine bezaubernde und pittoreske Fleckchen. Eines der romantischsten Städtchen an der Mosel, das man auch gerne schwärmerisch das „Miniatur-Rothenburg“ nennt. 

Foto und Text: Michael Usadel

Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.

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