
Klug waren die Franken schon immer. Und mit dem Bamberger Reiter ist ihnen ja wohl auch ein diplomatisches Kunststück gelungen. Zu wessen Ehren nun diese berühmte Skulptur in Auftrag gegeben wurde, hat schon viele Historiker arg ins Grübeln gebracht.
Aber von vorne: Wer einmal in Bamberg war, hat sich bestimmt eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt, die knapp 800 Jahre alte, fast lebensgroße Reiterskulptur im Bamberger Kaiserdom angeschaut. Und natürlich ist sich die Wissenschaft mal wieder überhaupt nicht einig. Ist wirklich klar, dass es sich bei dem Kunstwerk um die Huldigung des Messias handelt? Oder ist doch einer der heiligen drei Könige gemeint? Es könnte aber auch ein Abbild König Stephan I. sein – oder König Philip von Schwaben. Vielleicht eine politisch sinnvolle Ehrerbietung an das Staufergeschlecht? Der historischen Deutungsversuche gibt es viele. Wie gesagt, die Franken sind ein pfiffiges Völkchen. Immerhin war der Domreiter auf dem 100 Mark-Schein der Weimarer Republik abgebildet und ziert heute bei der deutschen Post eine 2 Euro-Briefmarke.
Nun hat Bamberg als UNESCO-Weltkulturerbe noch vieles mehr zu bieten als nur den Reiter. Vorneweg vielleicht den Kaiserdom St. Peter und St. Georg. Die Errichtung dieses Bauwerks dauerte 40 Jahre, war der dritte Anlauf und wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts fertiggestellt. Beide Vorgängerkirchen, in mühevoller jahrzehntelanger Arbeit entstanden, brannten bedauerlicherweise nieder. Der heutige Dom mit seinen vier Türmen und den aufwändig verzierten Eingangsportalen, ist geprägt von romanischen wie gotischen Einflüssen und beinhaltet eine Vielzahl von historischen Sehenswürdigkeiten, die auf jeden Fall einen Besuch lohnen. Übrigens zählt man den Domplatz zu einem der bezauberndsten und sehenswertesten Orte Deutschlands.
Meine Frau und mich zog es nach so viel Bischofskirche weiter zum „Alten Rathaus“. Und hier blitzte einmal mehr der scharfe Verstand der Bamberger auf. Weil der Bischof im 14. Jh. keinen Platz für den Bau eines Rathauses bewilligen mochte, trieb man Pfähle in die Regnitz und erbaute den Amtssitz für den Schultheiß auf der so geschaffenen neuen Flussinsel. Üppige Fresken geben der Fassade dieses historischen Bauwerks ein einmaliges Antlitz. Außerdem beherbergt es eine der größten privaten Porzellanausstellungen Europas.
Auch Bamberg, erstmals 902 urkundlich erwähnt, wurde – wie Rom – auf sieben Hügeln erbaut. Und so bummelten wir durch die „Inselstadt“ – dem städtischen Zentrum, durch „Klein Venedig“ – der historischen Fischersiedlung mit ihren gepflegten Fachwerkhäusern und viele weitere Gässchen und kleine Straßen. Eine Fülle kultureller Sehenswürdigkeiten ließ uns immer wieder innehalten, so dass wir uns wie auf einer Zeitreise ins Mittelalter fühlten.
Natürlich war man nicht in Bamberg, hat man nicht zumindest einmal in einer der vielen gemütlichen Kneipen und Gaststätten ein gepflegtes Bier getrunken. Wir glauben, dass man sich auch durchaus mehrere Male von der Qualität dieses Nahrungs- und Genussmittels überzeugen kann. Hat doch der Gerstensaft in Bamberg, der einzig wahren Hauptstadt des Bieres, eine lange, etwa 1.000 – jährige Tradition. Zu Beginn des 19. Jh. gab es in der kleinen Stadt 65 (!) Brauereien mit einer Produktion von 40.000 hl Bier! Anfang des 20. Jh. stieg die Produktion dann auf unglaubliche 160.000 hl. Häufig wurden die Bierfässer in kühlen Felsenkellern gelagert und praktischerweise darüber – „auf den Bierkellern“ – in den Ausschank gebracht.
Randvoll mit unvergesslichen Eindrücken ließen wir unsere Stippvisite in einer der gemütlichen Brauereigaststätten ausklingen. Wir hatten viel gesehen und viel erlebt. Und alles ließen wir noch einmal bei einem köstlichen Glas Bier Revue passieren.
Prosit nach Bamberg!
Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.