Malmedy

Es war Sonntag und Petrus bescherte uns einen strahlendblauen Sommermorgen bei wohligen 20 ° C. Wir saßen beim Frühstück und planten bei diesem tollen Wetter eine kleine Spritztour. Schon länger waren wir nicht mehr bei den Belgischen Nachbarn gewesen und entschieden uns für einen Besuch in der kleinen Stadt Malmedy in Ostbelgien. Nach einer erfreulich angenehmen, gut einstündigen Fahrt, mit einem kleinen Abstecher an den Büttgenbacher See, erreichten wir unser Ziel. Und dort begrüßte uns auf dem Vorplatz des Malmundariums, dem kulturellen Centrum der Stadt, ein schmissiger Fanfarencorps. Klar! Es war Sonntagvormittag und – natürlich – Platzkonzert. Überhaupt ist Malmedy eine Stadt der Musik. Es gibt, verstreut über die Innenstadt, drei wirklich hübsche Musikpavillons. Besonders gefiel uns der Pavillon am Place de Rome, der, umgeben von Kaffees und Restaurants, häufig Vorbild für ähnliche Bauprojekte wurde. Und dann der unübersehbare, üppige Blumenschmuck im Centrum! An jeder Ecke, jeder noch so kleinen Straße, jedem Platz und an vielen Säulen und Halterungen befanden sich bezaubernde, sorgsam gepflegte Arrangement. Ein Rausch der Farben.

Malmedy hat Geschichte: Missionsbischof Remaclus gründete am Fuße des Hohen Venns im Jahre 648 das Benediktinerkloster Malmedy nebst einer kleinen Ansiedlung. Damals gehörte man zum großen Fränkischen Reich, später zum Mittelreich Lothringen. Noch im selben Jahrtausend kamen die Normannen und dann die Ungarn. Mitte des 17. Jh. zählte man zuerst zu Frankreich und Anfang des 18. Jh. durch den Wiener Kongress zu Preußen. Auf Grund des Versaillers Vertrages von 1920 wurde Malmedy dann erstmals dem Belgischen Königreich zugeordnet. Ab 1940 gehörte das Gebiet wieder zu Deutschland und fünf Jahre später – nun endgültig – zu Belgien.

Unseren Bummel durch Malmedy begannen wir – mit einem Aperol Spritz (!) in einer der vielen Restaurants, Kaffees und Bars mit Außenbereich rund um den Place Albert 1. mit seinem liebevoll geschmückten Obelisken. Wir lasen in unserem „Geschichtlichen Rundgang“, dass die Stadt zu Wohlstand und Ansehen kam durch ihre Tuch-, Leder- und Papierindustrie. Das, und noch viel mehr lässt sich im Malmundarium, dem ehemaligen Klostergebäude, besichtigen und erfahren. Das Gebäude hat eine vielfache Nutzung erlebt vom Gefängnis über Gymnasium und jetzigem Museum, um nur einige Stationen zu nennen. Zeugnis vom ehemaligen Reichtum der Stadt geben u. a. noch die Villen, Stadthäuser und das Rathaus. Die größtenteils kunstvoll restaurierten Fassaden dieser Gebäude ließen uns staunen. Die Kathedrale „Peter und Paul“ gleich neben dem Malmundarium wurde Ende des 18. Jh. als Renaissance-Abteikirche erbaut und ist schon von außen ein mächtiges, stadtprägendes Gebäude. Im Inneren der Kirche waren wir überrascht von den wunderschönen Holzschnitzarbeiten und den Altären aus Marmor. Als letztes schauten wir uns noch die Outrelepont-Brücke an. Eine frühe Version gab es bereits im 13. Jh. Mehrfach wurde sie erneuert bis sie seit dem 18. Jh. in ihrer jetzigen Form über die La Warche führt. Sie ist ein bauliches Kunstwerk, reich verziert mit Blumen und geschmückt mit der Statue des Heiligen Nepomuk.

Der Besuch in Malmedy war sehr interessant, vergnüglich und wunderschön. Es hat sich gelohnt, wieder einmal unseren liebenswürdigen Nachbarn guten Tag zu sagen. Gerne bald wieder…

Foto und Text: Michael Usadel

Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.

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