Die Corona-Pandemie hatte uns im Griff und ein Ende war nicht in Sicht. Wir brauchten dringend eine Luftveränderung. Mit Luzern am Vierwaldstättersee war schon bald ein Reiseziel gefunden. Über Saarbrücken und Basel betrug die Entfernung etwa 570 km. Nach einer gemütlichen Fahrt erreichten wir in Luzern unser Hotel und waren begeistert von dem wunderbaren Blick auf den türkisfarbenen Vierwaldstättersee. Über eine geschmackvoll angelegte Uferpromenade – einer kilometerlangen, bezaubernden Flaniermeile – eroberten wir nun eine Woche lang die Alt- und Neustadt von Luzern sowie das nähere Umland. Bei unserem ersten Spaziergang über die Seebrücke standen wir gleich vor dem Bahnhof mit seiner historischen Eingangspforte, geschmückt mit einer bronzenen Statue. Zum See hin schließt sich der großzügig angelegte Europaplatz an mit einem baulich außergewöhnlichen Kultur- und Kongresszentrum von Weltklasse. Und gegenüber ist der Landungssteg der SVG. Eine Fahrt mit einem Schaufelraddampfer oder auch mit einem der modernen Salonschiffe dieser größten Binnenreederei der Schweiz gehören zum festen Programm. Und dann tauchten wir täglich ein in diese kleine, überschaubare Stadt, die als kulturelles Zentrum der zentralen Schweiz gilt. Gleich zu Beginn bestaunten wir die berühmte Kapellbrücke mit ihrem sechseckigen Wasserturm. Eine im 14. Jh. im Rahmen der Stadtbefestigung errichtete, die Reuss querende, Holzbrücke. Immerhin ist sie, gänzlich überdacht und mit vielen religiösen Bildern geschmückt, das meist fotografierte Denkmal der Schweiz und die wohl berühmteste Brücke in Europa. In der Neustadt darf ein Besuch in der imposanten, im Rokokostil gehaltenen Jesuitenkirche „St. Franz Xaver“ aus dem 17. Jh. nicht fehlen. Sie ist als einstmals größte Barockkirche der Schweiz ein Bestseller. Geht man die Reuss ein kleines Stück flussaufwärts, fällt der Blick unweigerlich auf das vom Wasser umtoste Nadelwehr. Eine bauhistorische Besonderheit, mit der man den Pegel im See optimiert. Ein Bummel über die Spreuerbrücke, eine ebenfalls gedeckte Holzbrücke mit bemalten Holztafeln, brachte uns zur 800 Meter langen Museggmauer aus dem 14. Jh. Dieser sorgsam erhaltene Teil der historischen Befestigungsanlage, mit ihren neun Wehrtürmen, ist ein touristisches Highlight. Ein weiterer Höhepunkt war für uns das Löwendenkmal, welches wir in einem Park an der Denkmalstraße besuchten. Auf einer Tafel wird erläutert, dass das 1.200 Gardisten starke Schweizer Wachregiment während der Französischen Revolution bei der Verteidigung des Königspalastes in Paris fast völlig aufgerieben wurde. Zu Ehren dieser Soldaten wurde aus dem Felsen in einer Grotte der 6 m x 10 m große sterbende Löwe gemeißelt, von dem Mark Twain einst sagte: „Der Löwe von Luzern ist das traurigste und bewegendste Stück Stein der Welt.“ Ob wir nun über die pittoresken Altstadtplätze mit einladenden Straßencafés und Restaurants, oder durch die von wunderschönen Häusern gesäumten Gassen schlenderten, fast immer lugten die beiden spitzen, 69 Meter hohen Türme der Hofkirche fast rufend hervor. Und als wir diesem Ruf folgten, erwartete uns eine tolle Geschichte: Vor mehr als 1.500 Jahren baute man in einer Ansiedlung am Seeufer eine Kapelle an einem Platz, auf dem ein nicht erklärbares Licht leuchtete. Und da auf Latein Licht „Lucerna“ heißt, wurde aus der Ansiedlung das spätere Luzern. „Luzern, die edle Stadt, von Licht und Schein den Namen hat.“ Aus der kleinen Kapelle wurde, nach einer bewegten Geschichte, viele Jahrhunderte später, die Hofkirche „St. Leodegar“. Kunsthistorisch ist diese frühbarocke Kirche im Stile der Spätrenaissance das wertvollste und wichtigste Gotteshaus der Schweiz. Der Pilatus mit seinen 2128 Metern Höhe ist der Hausberg der Luzerner und hatte uns neugierig gemacht. Auf Grund seiner Felsformationen hatte der Berg schon früh seinen Namen „Pileatus“ bekommen. Eine später entstandene Sage erzählte, dass in einem kleinen Bergsee am Gipfel des Berges der Leichnam von Pontius Pilatus versenkt worden sei, den man um Himmels Willen nicht stören dürfe. Und dass obendrein am Pilatus gewaltige Drachen ihr Unwesen trieben, ist der Sage nach gänzlich unumstritten. Gleichwohl buchten wir am Landungssteg die „Goldene Rundfahrt“ mit einem schönen Fahrgastschiff der SVG welches uns in ca. 1 ½ Stunden nach Alpnachstad brachte. Und dort bestiegen wir die steilste, aus dem Jahre 1889 stammende Zahnradbahn der Welt, die uns in 40 Minuten bei Steigungen von bis zu 48 %, vorbei an Wiesen, Wäldern, dem ausgetrockneten Bergsee und schroffen Felsmassiven auf den Pilatus brachte. Ein prächtiger Ausblick auf den Vierwaldstättersee und die schneebedeckten Gipfel des Dreigestirns Eiger, Mönch und Jungfrau waren das im Stillen erhoffte Sahnehäubchen. Und da uns weder ein Drache, noch Pontius Pilatus begegnet waren, ging es dann mutig mit der Luftseilbahn, der Gondelbahn und dem Bus wieder zurück nach Luzern. Ein wahrhaft goldener Tag. Einen besonderen Wunsch erfüllten wir uns zum Schluss: Eine Fahrt mit einem Schaufelraddampfer über den Vierwaldstättersee. Auch diesmal starteten wir wieder am Landungssteg. Diesmal mit der „Stadt Luzern“, dem Flaggschiff der Schifffahrtsgesellschaft. Schon das Betreten dieses nostalgischen Dampfers aus dem Jahre 1928, ausgelegt für stolze 1.200 Passagiere, ließ uns ehrfürchtig und respektvoll verstummen. Ein Schiff im Stil der Ozeandampfer der Zwanziger-Jahre. Wir begeisterten uns an einer fantastischen, atemberaubenden Berg- und Seenlandschaft und glitten vorbei an Buchten, schmucken Dörfern, historischen Landhäusern, Schlösschen und Villen. Diese kleine Schiffsreise wird uns unvergessen bleiben und komplettierte einen wunderschönen Urlaub in der Schweiz.
Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.