
In der Chronik von Koblenz haben die Franzosen schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. Um 1800 herum gehörte Koblenz sogar fast 20 Jahre zu Frankreich. Die „liaison amoureuse“ zwischen Deutschen und Franzosen blieb oftmals nicht ohne Folgen. Vielfach bekamen die Buben dann den Namen „Jean“. Also Johann. Daraus wurde umgangssprachlich „Schang“ und zärtlich „Schängel“. Ein gebürtiger Koblenzer ist heute ein stolzer Schängel und liebt den kleinen bronzenen Schelm, der auf einem Sockel am alten Rathaus steht und Passanten mit einem Wasserstrahl versucht, zu bespucken. Überhaupt: Schlendert man durch die romantischen Gassen der Altstadt, vorbei an aufwändig restaurierten und gepflegten Barockhäusern, muss man nur die Augen offenhalten. Immer wieder sieht man Stein- und Bronzefiguren, die an Personen aus der Koblenzer Historie erinnern. Ehrfürchtig spürt man den Hauch der Geschichte. Zählt Koblenz doch zu den ältesten Städten Deutschlands; denn bereits 9 vor Christus erbauten die Römer ein erstes Militärlager am Zusammenfluss von Rhein und Mosel. Nach den Römern kamen dann die Franken, die Kurfürsten, die Franzosen und 1815 die Preußen.
Als meine Frau und ich das Rheinufer erreichten und auf der großzügig und aufwändig ausgebauten Uferpromenade standen, hatten wir den zauberhaften Eindruck, mitten in einer Modelleisenbahn zu stehen: vor uns der Rhein mit seinen Schiffen, gegenüber die Eisenbahnlinie, die Rheinuferstraße sowie die mächtige Ehrenbreitsteinfeste mit ihren Bollwerken und Wehrmauern. Das Auge schweift weiter zur Seilbahn, die zur Festung bergauf den Rhein überquert, zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal und zu den Türmen der Basilika St. Kastor. In eben dieser Basilika aus dem Jahre 836 wurde tatsächlich deutsche Geschichte geschrieben. Das wunderschöne romanische Gotteshaus (erst im 12. Jahrhundert bekam es sein heutiges Aussehen) diente Kaisern und Königen zuweilen auch dazu, Streitigkeiten zu schlichten, Reichsgrenzen festzulegen und länderüberschreitende Freundschaften zu besiegelt.
Nur noch wenige Minuten brauchten wir von der Basilika bis zum Deutschen Eck, der Landspitze am Zusammenfluss von Rhein und Mosel. Kaiser Wilhelm II. wählte diesen einst von den Rittern des Deutschen Ordens besiedelten Ort (daher der Name „Deutsches Eck“), um seinem Onkel, Kaiser Wilhelm I., ein Denkmal zu setzen. 1897 eingeweiht, ragt alleine das bronzene Reiterstandbild des Kaisers als größtes Reitermonument Deutschlands (manche sagen: der Welt) beachtliche 14 Meter empor und steht auf einem immerhin 23 Meter hohen Sockel.
In unmittelbarer Nähe liegt die Talstation der Seilbahn hinauf zur Ehrenbreitsteinfeste. Mit einem fantastischen Blick über Rhein, Mosel und Koblenz schwebten wir der Festung entgegen. Für mich ein besonderes Ereignis: Hatte ich doch als 16-jähriger Radwanderer schon einmal in der burgeigenen Jugendherberge übernachtet. Die Festung hat ihren Ursprung in einer Burg aus dem 11. Jahrhundert. Um ihren militärischen Aufgaben gerecht zu werden, wurde sie über Jahrhunderte hinweg ständig erweitert, zuweilen zerstört und alsbald wieder aufgebaut. Heute dient sie nurmehr friedlichen Zwecken und beherbergt neben der Jugendherberge das Landesmuseum Koblenz.
Wer mag, schaue sich die Stadt selbst an und entdecke und freue sich über noch viele weitere schöne und interessante Sehenswürdigkeiten.
Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.