Echternach

Echternach liegt an der Sauer. In der Eifel weiß man das. Es ist die größte und vermutlich älteste Stadt Luxemburgs. Das weiß man hier vielleicht auch. Den ehemals Steuermüden ist sie noch als Zufluchtsort für ihr Liebstes bekannt und immer noch ist sie ein Tipp für Tabakhungrige. Dass in diesem lauschigen Abteistädtchen jährlich eine Springprozession stattfindet, das weiß in unserer Region eigentlich auch jeder.

Die Springprozession, immer am Dienstag nach Pfingsten, ist vermutlich auf einen heidnischen Brauch zurückzuführen. Andere Quellen berichten, dass sie zu Ehren des heiligen St. Willibrord stattfand, den man bei Nervenkrankheiten, wie Epilepsie und Veitstanz, anrief. Auch könnte ihr Ursprung in den zu Zeiten der Pest üblichen Flagellantenprozessionen (Geißelungen) liegen. Wie dem auch sei: Ein Ereignis von großer Bedeutung ist die Bittprozession bis heute. Mehr als 10.000 Menschen nehmen regelmäßig an ihr teil, entweder als Akteure oder als Zuschauer. Viele hohe kirchliche Würdenträger und mehr als 1.000 Musiker begleiten den Zug, der stets am Grab des Hl. Willibrords in der Basilika endet. Gesprungen wird übrigens in einer Fünferreihe nach einer Polka-Weise. Vor einigen Jahren kam die Springprozession zu großer Ehre. Wurde sie doch von der UNESCO in die „Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ aufgenommen.

Echternach in der „Kleinen Luxemburger Schweiz“ erreichten wir über die B51 in weniger als 1,5 Std. Und vor Ort erwarteten meine Frau und mich eine kleine Sternstunde. Auf dem Place du Marché umgab uns eine wunderschöne historische Kulisse. Cafés und Bars zwischen schicken Patrizierhäusern und Gotischen Gebäuden luden in gemütlicher und charmanter Atmosphäre zur Einkehr. Gerne folgten wir der Anregung, ließen uns in einem der Straßencafés nieder und stießen mit einem Glas Crémant auf dieses wirklich hübsche Städtchen an.

Danach gab es eine Menge zu besichtigen: Das Justizkreuz auf dem Place du Marché hatten wir gleich vor Augen. Im Mittelalter wurde mit diesem Kreuz verkündet, dass Echternach die Markt- und Justizrechte besaß – unter der Hoheit der Äbte. Das Gerichtsgebäude aus dem 14. Jh. befindet sich nur wenige Schritte entfernt, dient heute der Gemeinde und ist durch seine Gotische und Renaissance Fassade ein unübersehbarer, geschichtsträchtiger Prachtbau. Wir schlenderten zur Benediktinerabtei, die von dem Wandermönch Willibrord im 7. Jh. gegründet wurde, der damit auch die Basis schuf für das heutige Echternach. Noch viele sehenswerte Gebäude wie z. B. die Orangerie, der Rokoko Pavillon, die malerische Sauerbrücke, das Zollhäuschen und die Peter und Paul Kirche säumten unseren kleinen Spaziergang. Das Tourist Office hält dazu eine interessante Broschüre bereit. Höhepunkt unseres Rundganges sollte dann aber die gleich neben der Abtei liegende Päpstliche St.-Willibrord-Basilika mit ihren vier mächtigen Türmen und dem größten Geläut Luxemburgs werden. Romanische, wie auch gotische Bauteile geben Zeugnis von einer sehr wechselvollen Geschichte dieses imposanten Echternacher Wahrzeichens. In dem Gotteshaus mit einer beeindruckenden fünfschiffigen, mit Fresken bemalten Krypta hat der von vielen Gläubigen verehrte Hl. Willibrord seine letzte Ruhestätte gefunden. Nach dieser durchaus willkommenen, stilleren Einkehr bummelten wir zur beliebten Einkaufsmeile, der Rue de la Gare, und ließen dort in einem ansprechenden Terrassenrestaurant bei einem guten Abendessen diesen schönen Tag noch einmal Revue passieren.

Foto und Text: Michael Usadel

Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.

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