Burg Vogelsang

Für die nationalsozialistische Erziehung plante Reichsorganisationsleiter Dr. Robert Ley bereits im Jahre 1933 den Bau von „Schulungsstätten“. Neben Crössinsee und Sonthofen baute die „Deutsche Arbeitsfront“ (DAF) einen dritten Monumentalbau, die von Architekt Clemens Klotz geplante Ordensburg Vogelsang bei Schleiden-Gemünd, mit einem zusätzlichen, für die Pilotenausbildung notwendigen, Flugplatz. In diesem 1936 fertiggestellten „Bollwerk des Westens“ sollten Ordensjunker, als künftige nationalsozialistische Eliten, im verbrecherischen Gedankengut Adolf Hitlers geschult und fortgebildet werden. Doch endete die Kaderschule unvermittelt mit Kriegsbeginn und die Fackelträger der Nation mutierten bald zu Fackelträgern des Grauens und der Vernichtung. Nach Kriegsende wurde die Burg Vogelsang Zentrum des von der Englischen Militärverwaltung angelegten Truppenübungsplatzes, dem auch das nahe gelegene Dorf Wollseifen durch Zwangsräumung zum Opfer fiel. Ab 1950 übernahmen die Belgischen Streitkräfte das gesamte Terrain, das alsbald auch den Nato-Einheiten zur Ausbildung diente. Ab 2006 ist Burg und Gelände wieder der Öffentlichkeit zugänglich und wird, im Zentrum des Eifeler Nationalparks gelegen, von der Vogelsang IP (Internationaler Platz) verwaltet. Als eines der größten noch erhaltenen Baulichkeiten der Nationalsozialisten steht der gesamte Gebäudekomplex unter Denkmalschutz und bietet heute als moderne, internationale Begegnungsstätte u. a. Platz für Dauerausstellungen über die NS-Zeit und die Wildnis der Eifel, den Urwäldern von morgen. Es liegt mir am Herzen, eine Fotostrecke zu zeigen, die vor ca. 15 Jahren bei meinen Streifzügen durch das weitläufige Gelände dieser geschichtsträchtigen Ordensburg entstanden ist. Die meisten Fotos bedürfen keiner weiteren Erklärung. Einige wenige Bilder möchte ich gerne kommentieren: Ein Foto zeigt das Relief eines Ordensritters, der, in Anlehnung an das Deutschrittertum, aus dem Osten kommend, den dortigen Lebensraum erobert hat. Im folgenden Bild ist ein Ordensjunker zu erkennen, der, umgekehrt auf dem Weg in den Osten, es seinem Herrn gleichtun will. Die gesprengte Bunkeranlage ist für mich Zeugnis einer furchtbaren Vergangenheit. Irgendwo habe ich einmal gelesen: „Einst Werkzeug des Krieges, heute Mahnung zum Frieden“. Besonders beeindruckt hat mich, einem Gemälde aus der Kunstgeschichte gleich, der Anblick der Schafherde vor der Kulisse der Burg Vogelsang. Die Lämmer, weiß und unschuldig, ein christliches Symbol (fast sieht man ihre Siegesfahne), vor dem wuchtigen Bauwerk, das schon nach wenigen größenwahnsinnigen Jahren seine menschenverachtende Bestimmung verlor.
Foto und Text: Michael Usadel

Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.

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