Bernkastel-Kues

Man schrieb das Jahr 1360, als Erzbischof Bohemund von Trier auf der Burg zu Berncastel verzagt und hoffnungslos krank darnieder lag. Kein Arzneimittel half und kein Medicus wusste Rat. Bis ein ehrbarer Ritter, der von dieser schlimmen Krankheit hörte, den Bischof an seinem Krankenlager besuchte und ihm ein kleines Fässchen überreichte. Trotz seiner Skepsis ob einer weiteren bitteren und doch wieder erfolglosen Medizin nahm der Bischof einen Schluck und dann noch einen… Nach nur wenigen Tagen weiteren Genusses dieser wunderbaren Medizin war er genesen und wollte nun den Ritter reich entlohnen. Dieser bat aber augenzwinkernd darum, dem Weinberg, dem dieser edle Rebensaft entstammte, die Doktorwürde zu verleihen. Schließlich sei der Wein doch wahre Medizin. Gut gelaunt entsprach Bohemund diesem Wunsch. Und so erhielt die Weinberglage mit Brief und Siegel den Namen „Bernkasteler Doctor“. Und dieser Wein hat schon so manchen Kranken wieder zu Kräften gebracht…   
Auch ich musste mehrere Wochen in Bernkastel-Kues das Krankenbett hüten und kann die heilende Wirkung des „Bernkasteler Doctors“ auf jeden Fall uneingeschränkt bestätigen!

Bei unserem Besuch in Bernkastel-Kues parkten wir auf der Kueser Seite der Mosel am Nikolausufer und hatten von dort aus schon mal eine überaus fotogene Aussicht auf den gegenüberliegenden Stadtteil Bernkastel und der darüber thronenden Burgruine Landshut. Bei unserem Spaziergang über die Brücke fiel uns gleich die Pfarrkirche St. Michael auf. Im spätgotischen Stil erbaut, prägt sie mit ihrem 56 m hohen Glockenturm diesen bezaubernden Stadtteil, von dem Kenner behaupten, dass man nicht an der Mosel war, wenn man nicht den Bernkasteler historischen Marktplatz gesehen hat. Dieser mittelalterliche Platz besticht mit einem wunderschönen Rathaus aus der Spätrenaissance. Gleichermaßen beeindruckend sind die angrenzenden, rund um den Platz errichteten, kunstvoll mit Balkenzeichnungen geschmückten Giebelfachwerkhäuser aus derselben Epoche. Völlig zu Recht im Mittelpunkt steht der ebenfalls im Stil der Spätrenaissance erbaute St.- Michaels-Brunnen auf dessen Sockel sich der Heilige Michael, der Stadtpatron, mit Schwert und Waage zeigt. Ein Meisterwerk längst vergangener Handwerkskunst. Überhaupt: Renaissance, Gotik, Barock und Jugendstil ergänzen einander in üppiger und doch harmonischer Weise. Wenn man mit Fleiß in den Wingerten und edelsten Weinen auf dem Markt zu einigem Wohlstand gelangt war, wollte man das auch gerne zeigen. Ein echter „Hingucker“ für meine Frau war das nur wenige Schritte vom Marktplatz entfernt stehende „Spitzhäuschen“. Das 600 Jahre alte zweistöckige Winzerhaus ist ein Paradebeispiel mittelalterlicher Baukunst. Ein wenig schief trotzt es jeder statischen Berechnung. In den kleinen, liebevoll geschmückten, verwunschenen Gassen mit gepflegter Gastronomie, gab es noch viele Sehenswürdigkeiten zu bestaunen, ehe wir uns zum Abschluss von der Burgruine Landshut aus, einen weiten Blick über Bernkastel-Kues und das wunderschöne Moseltal verschafften.

Meine Frau und ich haben Bernkastel-Kues auch schon mal in der Adventszeit besucht und wohl noch nie ein so stimmungsvoll gestaltetes, festlich mit Lichtern geschmücktes Städtchen gesehen. Auf dem Marktplatz freuen sich die Besucher an einem Fachwerkhaus mit vielen Fenstern, dass, wie von Zauberhand, zu einem riesigen, eindrucksvoll gestalteten Adventskalender geworden ist. Geschäfte, Kaffees und Marktstände erstrahlen im vorweihnachtlichen Glanz und lassen das Herz eines jeden Besuchers höherschlagen. Vom 18. November bis 18. Dezember eigentlich ein Muss für die ganze Familie.

Frohe Weihnachten!

Foto und Text: Michael Usadel

Erstmals erschienen im „Schleidener Wochenspiegel“ unter der Rubrik „Schon mal dort gewesen?“.

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